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Christfried Schmidt
Dienstag 25.03.2014 10.53 Uhr, DR Kultur
Künstlerporträt
Vom Harzer Dorf in den Berliner Kiez (Der Komponist Christfried Schmidt hat es schwer im Kulturbetrieb)
Kreativ, unangepasst und über 80 - der Komponist Christfried Schmidt hebt sich allein schon durch sein Alter von der Berliner
Kulturszene ab. Mit rund 600 Euro Rente und ohne festen Plattenvertrag kämpft er nicht nur ums künstlerische Überleben.
"Diese zehn Takte hier: Zum Gedenken an Nelson Mendela – weil der gerade in der Zeit, als ich an der Stelle war im vierten Satz,
da ist der gestorben. Also den hab ich doch immer verehrt."
Ein mächtiger kahler Schädel, fliegend umwallt vom grauen Haar- und Bartkranz, der strenge, durchdringende Blick: in der alten
Kunst hat man mit solchen Typen, wie Christfried Schmidt einer ist, Propheten- oder Apostelgestalten verkörpert. Deren Medium
war allerdings das Wort – Schmidt hingegen, der moderne Nachfahre dieser visionären und oft auch zornigen älteren Herren,
drückt sich in Tönen aus. Die klingen freilich meist anders als die eben von ihm angespielten, wo er im Gedenken an Nelson
Mandela in einem gerade fertig gestellten Hornkonzert Tschaikowskis "Pathetique" zitiert. Hier ein echter Schmidt, komponiert 1980
– seine "Munch-Musik".
"Mit nie gehörten Farben, magisch, teils berauschend, entfaltet Schmidt eine Musik über die Liebe. Ein blühender Reichtum, den
man nicht für möglich gehalten hätte, ohne den Preis der Regression."
Von Gerald Felber
(Auszug der Sendung von DR Kultur)
Freitag 22.02.2008 20.00 Uhr, Konzerthaus Berlin Musikclub
Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt
Zum 75. Geburtstag des Komponisten Christfried Schmidt
Claudia Herr, Alt; Burkhard Glaetzner, Oboe; Klaus Schöpp, Flöte;
Frank Gutschmidt, Klavier; Hermann Keller, Klavier;
Matthias Badczong, Baßklarinette;
Sonar-Quartett
Susanne Zapf, Violine
Wolfgang Bender, Violine (Gast)
Nikolaus Schlierf Viola
Cosima Gerhardt Violoncello
Kammermusik II “Ed è subito sera”
(1971)
- Pause -
Moments musicaux piano VI-VII
(1976)
Musica per i Due Boemi
(1972)
Pièce de flûte UA
(2006)
Aulodie II UA
(2001)
Moments musicaux pour piano VIII, IX, X
(1976)
2. Streichqurtett
(1970)
23.01.2009 19.00 Uhr, Radialsystem V
Holzmarktstr. 33 (Berlin Mitte)
im Rahmen des Ultraschall-Festivals
Munch-Musik - RSO Berlin unter Peter Rundel.
Vor genau 25 Jahren zitierte ich in einem Interview für Eckart Schwinger
folgenden Satz eines norwegischen Malers: “Wir wollen versuchen, den
Grundstein für eine Kunst zu legen, die dem Menschen etwas gibt. Eine Kunst,
die herausfordert und erregt. Eine Kunst, die mit dem Herzblut geschaffen
wird.” Dieser Satz galt für meine “Munch-Musik” (UA 1983 im Leipziger
Gewandhaus durch das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig unter Leitung von
Christian Kluttig), und ich habe keinen Anlaß, heute ein Wort daran zu ändern.
Allegromanontroppo e appassionato !
Diese “Fantasie für Violine und Klavier” habe ich ca. 1951 meinem Klavierlehrer Emil Kühnel (Komponist) gezeigt. Er: “Herr Schmidt,
wer soll denn das spielen ?!”
23.10.1970 19.00 Uhr, Christfried Schmidt - Petite Suite pour flûte et piano
Aufführung des “Tokyo Musik und Kulturverein” in Tokio.
Dieses Programm stammt von meiner 1. Uraufführung überhaupt.
Frank Gutschmidt
Sonntag 27.10.2002, Gewandhaus, Großer Saal
MDR “Zauber der Musik” 2
Christfried Schmidt: “Memento 1. Teil”, für Orchester (Uraufführung)
Franz Liszt: “Tasso Lamento e Trionfo” (Sinfonische Dichtung Nr. 2)
Ferruccio Busoni: Concerto op. 39 für Klavier, Männerchor und Orchester
MDR Sinfonieorchester
MDR Rundfunkchor (Herren)
Carlo Grante: Klavier
Dirigent: Fabio Luisi
24.4. - 15.5.1984 Franzensbad
So übel wie die 70-er Jahre für mich in der DDR waren, so wurde ich eindeutig
in den 80-ern besser behandelt. Dazu gehört auch meine Kur in Franzensbad
(Frantiskovy Lazne) vom 24.4. - 15.5.1984 (umsonst). In dieser Zeit hatte ich
Berliner Wohnungsprobleme, aber auch anstrengende Orchesterarbeiten zu
bewältigen Durch die Befürwortung des Arztes vermittelte der Kulturfonds der
DDR den Aufenthalt im Sanatorium Rubeska (nur für Ostdeutsche;
Westdeutsche lebten in anderen Häusern mit bedeutend besserem Essen!). Wir
waren eine Gruppe von ca. 10 unterschiedlichen Künstlern, die stolz waren, wie
weiland der Geheime Rat aus Weimar, in diesem schönen Bad wieder zu
gesunden. Dem Eichhörnchen schmeckte unser bescheidenes Essen
offensichtlich sehr!
“Blütenlese” I (
Quedlinburger Stasi
)
Der Schmidt hat eine feindlich-negative Grundeinstellung zu unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Er unterhält aktive
postalische Verbindungen in das kapitalistische Ausland.
Im Verantwortungsbereich unterhält er Verbindungen zu Personen, die sich mit ihm in ideologischer Übereinstimmung befinden. Bei
dem Schmidt sind keinerlei feste Bindurgen an die DDR gegeben.
Alle bisher von Sch.,Ch. unternommenen Aktivitäten zur Ausreise in das NSA wurden unsererseits in Abstimmung mit dem
VPKA/Abt. PN durch die Ablehnung der Ausreiseanträge verhindert.
Insgesamt ist zur Person des Schmidt einzuschätzen, (…) daß er sich nicht mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR
identifiziert und nicht die Gewähr der Rückkehr von einer Ausreise in das NSA bietet. Er befaßt sich neben der Komposition von
Kirchenmusik insbesondere mit dem Komponieren (...) von Musikstücken mit satirischem Inhalt, sowohl links- als auch rechtsextrem
ausgerichtet, was in BRD-Presseerzeugnissen an seiner Person besonders geschätzt wird.
(1978, Quedlinburg)
Der Sch. ist für unsere DE wegen seiner umfangreichen Verbindungen in die BRD/übrige NSW, insbesondere in die Schweiz, als
vorbeugend zu sichernde Person auf dem SV (Sondervorgang: für das Mfs von spezifisch operativen Interesse) der DE erfaßt. Zur
umfassenden Aufklärung der Persönlichkeit des Sch. (...) ist vorgesehen, den Sch. in Zusammenarbeit mit zuständigen DE des MfS
in OPK (Operative Personenkontrolle) zu bearbeiten.
Warschau 1968
Im September 1968 fuhr ich mit den üblichen Behinderungen (Paß erst nach Beschwerde beim
Kulturministerium) erstmalig zum “Warschauer Herbst”.
Auf einer Fahrt nach Zelazowa Wola (Chopins Geburtsort) kam ich mit dem japanischen
Musikwissenschaftler Ichiro Tamura ins Gespräch, der dort jahrelang für Tokioer Zeitungen tätig
war.
Da ich bis 1980 10-mal bei disem Festival war, wurde unser Kontakt selbstredend intensiviert.
Er hat mich zu DDR-Zeiten sogar einmal in Quedlinburg aufgesucht, um dann nach Paris weiter
zu fahren. Damals hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, daß ich von ihm, dem jetzt ca.
87 Jahre alten Freund und Förderer, in diesem Jahr noch eine Neujahreskarte erhalten habe. So
etwas macht einfach glücklich!
Christfried Schmidt (2015)
Trio für Altflöte, Horn und Klavier (2010)
Mein "Trio für Altflöte, Horn und Klavier" habe ich Edith
gewidmet. Das tragische Schicksal von Edith Jasulski berührte
mich vor allem deshalb, weil wir beide im selben Jahr geboren
wurden.
SS-Sturmbannführer Herbert Lange, Chef des
Vernichtungslagers Chelmno für den Wartegau, war im Töten
von Juden nicht gerade zimperlich. Sein "Sonderkommando"
tötete durch Gaswagen pro Tag ca. 1000 Menschen. Von den 3
umgekommenen Schwestern Franz Kafkas wurden Elli und Walli
in Chelmno auf die "übliche Weise" umgebracht. Als 1945 die
Russen näher kamen, setzten sich die namentlich bekannten
Leiter dieser Terrorbande gen Westen ab!
09.03.2010 Konzert im BKA Berlin
Pièce de flûte (2006), Flötensolo Klaus Schöpp
Vor zwei Jahren bei meinem Geburtstagskonzert zum 75. spielte Klaus Schöpp das meiner Frau Ellen Hünigen gewidmete Flötensolo
erstmalig. Der Wechsel von lyrischen wie hochvirtuosen Passagen gibt dem fünfteiligen Stück sein konzertantes Gepräge.
Orchestermusik V, Memento 1. Teil (1999) und
2.Teil (2004)
Die Orchestermusik V, Memento, gliedert sich in zwei große
Werkteile.
Memento I.Teil ist ein rein instrumentales Vorspiel:
dessen Mittelteil hat zum Thema "Der Menschen Irrsinn und
Ruchlosigkeit" (Uraufführung 2002 im Gewandhaus Leipzig).
Memento 2.Teil ist ein abendfüllendes Oratorium:
in diesem werden der 1.Weltkrieg, Weimarer Republik,
2.Weltkrieg und Holokaust abgehandelt. Die dargelegten
grauenvollen Ereignisse enden mit dem Hoffnungsschimmer
eines Überlebenden:
"Ich hoffe, daß meine Kameraden und ich nicht vergessen
werden, denn wir sind der Erinnerung wert".
NOVA Schallplatte
Heiter satirische Verse
Roswitha Trexler singt:
Seite 1 Nr. 2
Christfried Schmidt
Tonsetzers Alptraum (1973)
Ergötzliche Arie con Variazioni über die objektiven Schwierigkeiten zu arrivieren, oder
wie reagiert das Musikestablishment auf die Angebote eines unbekannten Komponisten
Text: Frido Lyn (Christfried Schmidt)
Die musikalische Satire wurde von Roswitha Trexler vor der Wende im In- und Ausland
oft interpretiert und kam beim Publikum sehr gut an.
Hornkonzert (2013)
Mein 7. Solokonzert - Zum Gedenken an
Nelson Mandela
(diese 10 Takte, Original: Peter Tschaikowsky
6. Sinfonie, 4. Satz)
Munch-Musik (1980)
Orchesterstücke nach Graphiken von Edvard Munch:
Uraufführung 1983 im Gewandhaus Leipzig.
Zwei Menschen
Das Mädchen und das Herz
Eifersucht
Unter dem Joch
Anziehung / Loslösung
Geschrei
Der Kuß
Munch-Musik
01 - Zwei Menschen
02 - Ritornell
03 - Das Mädchen und das Herz
04 - Ritornell
05 - Eifersucht
06 - Ritornell
07 - Unter dem Joch
08 - Ritornell
09 - Anziehung - Loslösung
10 - Ritornell
11 - Geschrei
12 - Ritornell
13 - Der Kuß
Ein Märchen, kein Märchen (1978)
für 12 Vokalisten nach Texten von: H. Martinson, E. Mörike, H. v. Hofmannsthal, S. Jessennin, P. Celan, N. Lenau, J. W. v. Goethe
Das 12-Stimmige Chorwerk “Ein Märchen, kein Märchen” ist den “Berliner Solisten”
gewidmet und von ihnen unter Leitung von Dietrich Knothe 1981 zur Biennale in Berlin
uraufgeführt worden. Es wurde mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet.
Burkhard Glaetzner (1975)
Christfried Schmidt: Aulodie I (Episoden für Oboe)
Episode, im Duden finde ich: Einschaltung, Beiwerk, Ereignis,
Zwischenspiel, Nebenhandlung.
Was ist Oboe heute. Auftrag an den Musikdenker Schmidt.
Im Vorfeld Kenntnisnahme der gewachsenen Breite der Möglichkeiten.
Vorhören konnte er dazu 7 Ereignisse. Nebenhandlungen neben seinen
großen, gewichtig gewaltigen Chor- und Orchestermusiken. Material
ausprobierend. In der Probe aber schon Ergebnis findend. Das Beiwerk wird
zum Ereignis. Die Form ist offen und trägt sich offen fort. Das Motto gerade
aufgestellt ist schon verloren. Der Ton gleitet, vibriert und kreist um sich
selbst. Der Zufall scheint Methode, die Grafik ist der Rhythmus.
Der Triller und die Bewegung. Die Mehrstimmigkeit des Einstimmigen.
Die Farben verlieren sich im Wasser. Das Wort, das Faßbare, mit dem Witz
des Einsamen, gleich wie es euch gefällt. Aufhebung des Kämpferischen.
Episoden die vorübergehen und doch Botschaft von einem Menschen der
dies denkt, hört, fühlt, atmet im Jahre 1975 in der DDR.
Burkhardt Glaetzner
Klavierkonzert (1969)
Es wurde im September 1973 in Leipzig durch Günter Philipp unter ziemlichen Schwierigkeiten produziert. Ich war teilweise anwesend
und hörte später vom Rundfunk, daß man über die “Modernität” entsetzt war, deshalb die Ursendung rausschob. Sie fand erst 1974
statt.
Im April 1969 entstand mein 1. Solokonzert in 2 Sätzen. Auf “Maestoso e appassionato” (Satz I) folgt der 3-teilige zweite Satz.
IIa Allegro moderato, IIb Misterioso e teneramente, IIc Allegro molto. Ich habe mich vor ca. 45 Jahren und auch heute noch immer als
Ausdrucksmusiker verstanden, sehr zum Unverständnis einiger Kollegen. Ich hoffe das kann man auch hier hören.
Zweites Streichquartett (1970)
Hommage à Béla Bartók
… Auch mein 2. Streichquartett von 1970 ist in der DDR-Zeit im “Ländli” nicht erklungen. Immerhin wurde es 1977 vom
Thorandtquartett im WDR eingespielt, allerdings konnte ich es - wie auch das Due-Boemi-Stück - nur als “Konserve” höhren. Da für
mich Béla Bartòk der bedeutendste Streichquartett-Komponist des 20. Jahrhunderts ist, sind eventuelle Anklänge an den Meister
nicht zufällig und für mich auch heute nicht abwegig. …
Christfried Schmidt
(aus: Komponistenporträt zum 75. Geburtstag)
Montag, 20. September 1982, 19.30 Uhr
Kammermusik IX (1981)
Uraufführung Festsaal des Alten Rathauses Leipzig
GRUPPE NEUE MUSIK HANNS EISLER
und Mitglieder des
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTERS LEIPZIG
Dirigent: Christian Münch
Samstag 19. Juni 1971
20. Internationale Orgelwoche MUSICA SACRA
Psalm 21 (1970)
Uraufführung Nürnberg
(Vokalensemble Kassel unter Klaus-Martin Ziegler)
für Sopran, Bariton, Chor und Kammerensemble
Text: Ernesto Cardenal
Es ist das 1. Stück von 4 Werken, für die ich im “Westen” in den frühen 70ern einen
Kompositionspreis bekommen habe, den ich nicht persönlich in Empfang nehmen
durfte (Nürnberg). Die Uraufführungen (hier 19.6.1971) fanden in der Regel ohne
mich statt, eine sehr bittere Erfahrung! Auch die beiden nachfolgenden Aufführungen
in Kassel durfte ich nicht hören.
Die erste DDR-Aufführung fand “schon” 11 Jahre nach der Uraufführung statt.
Dienstag 7. September 1976, 20.00 Uhr
Violoncellokonzert (1974)
Uraufführung: Messesonderkonzert, Kongreßhalle Leipzig
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTERS LEIPZIG
Dirigent: Marc Andreae
Solist: Wolfgang Weber
Dieses Werk wurde 1974 in Triest mit einem Kompositionspreis
ausgezeichnet. Es ist einsätzig und sechsteilig untergliedert.
Der 4. Teil ist der meditative Ruhepunkt des Werkes.
Donnerstag, 22. Februar 1979
Flötenkonzert (1977)
VII. Musik-Biennale Berlin
Uraufführung Apollo-Saal
Dirigenten: Dieter-Gerhardt Worm
Solist Manfred Friedrich
Dieses dreisätzige Konzert war ein Auftragswerk der Deutschen Staatsoper
Berlin für den 1. Flötisten dieses Orchesters, Manfred Friedrich. Wir beide
verbrachten unsere Jugend gemeinsam in Markersdorf.
Der dargebotene 3. Satz ist ein virtuoses Finale, das durch zwei ruhige
Episoden unterbrochen wird.
Kammermusik VII (1974)
Epitoph auf einen Bohemien
Durch den im Untertitel benannten Bohemien, einen alten Schauspieler mit musikalischer Bildung, der 1974 im Alter von 84 Jahren
starb, zeichnen sich die Sätze I, III und V durch eine verhaltene expressive Grundstimmung aus. Der große Brahmsverehrer wird im
3. Satz mit einem Zitat aus dessen Sinfonien bedacht, das thematisch verarbeitet wird. Die Neutöner und deren Verehrer haben das
teilweise mißverstanden, daß die von mir eingearbeitete Expressivität zur “Romantik” tendiert, mag schon sein. Die Bläservereinigung
Berlin hat das ihr gewidmete Stück einigemale in der DDR, aber auch im kapitalistischen Ausland (immer ohne mich) gespielt.
Oboenkonzert (1983)
Uraufführung: Eröffnungskonzert der DDR Musiktage in der Staatsoper Berlin (1984)
Burghard Glaetzer war für mich kein Unbekannter mehr, als wir übereinkamen, daß ich für ihn ein zweisätziges Oboenkonzert schreiben
werde (Auftrag). Für die “Neue Musik” war er sowieso der beste DDR-Oboer. Allein die Besetzung des Orchesters war durchaus eine sehr
gewagte Angelegenheit: Holz, Blech und Schlagwerk je vierfach! Ich bilde mir ein, daß ich das durchaus berücksichtigt habe. Allein die 5
Taktsätze des I. Satzes, der hier erklingt, besagen alles. Ich kenne keinen anderen Oboenkonzert-Anfang dieser Art. Ich muß wohl
kaum betonen, daß ich im Solopart virtuose Passagen komponiert habe, wie ich es noch nie getan hatte. Doch Glaetzner schaffte es. Ich
erinnere mich noch an das erste Vorspiel durch ihn in seiner Wohnung. Ich war sehr beeindruckt und konnte den Orchesterproben
beruhigt entgegen sehen. Interessant war für mich, daß die Kritiker des Konzertes alle die Expressivität meiner Musik betonten. Das
war durchaus meine Absicht.
2015
Der ca. 40-jährige Pianist Frank Gutschmidt
(Brandenburger) hat meine
“Moments musicaux pour piano” VI - X (1976)
inzwischen fünfmal aufgeführt, u.a. 2014 in Paris.
In den Stücken VII und IX muß er zum Spiel je ein
Gedicht von Friedrich Nietzsche sprechen.
Christfried Schmidt
ca. 1950
Meinem völlig sprachlosen Zeichenlehrer auf dem
Gymnasium legte ich etwa 1950 diesen getuschten
Vesuvausbruch vor!
Drei späte Lieder für Tenor und Klavier (1996/2000)
I. Herbstastern
(Text: Heinz Czechowski)
II. Leere Zeit
(Text: Heiner Müller)
III. Requiem
(Text: Günter Kunert)
Der Anlaß zu diesen Klavierliedern war eine DRK-Veranstaltung 1996 in Ludwigslust, zu der ich “Herbstastern” (Text: Heinz
Czechowski, 1935-2009) beisteuerte. Da ich in meiner ”reiferen Jugend” schon über 100 Lieder komponiert hatte, konnte ich ohne
große Mühe die beiden anderen Texte für Joachim Vogt auch noch in Musik setzen, der die Lieder sehr ausdrucksvoll mehrmals
interpretierte.
Introitus (1972)
Uraufführung: 1973 Szczecin
Das Orgelstück verdankt seine Entstehung einem Kompositionswettbewerb für die Orgel im Schloß Pomorze in Szczecin. Durch
detaillierte Registerangaben im Notenbild wollte ich diese Orgel voll zum Klingen bringen.
Es gab eindeutig interpretatorische Probleme, bis dankenswerter Weise Herryk Klaja kurzfristig im Frühjahr 1976 anreiste, um das
preisgekrönte Stück zu spielen.
Ich danke auch Felix Friedrich, der selbiges Stück auf der großen Chemnitzer Stadthallen-Orgel mit Bravour für die Platte einspielte.
Ebenso Kunibert Schäfer sei bedankt, der im Februar 1993 in Regensburg “das expressivste Orgelstück des Abends: Christfried
Schmidts Introitus virtuos traktierte” (Kritik).
Kammermusik VI (1973)
Zum Schlagquartett wurde ich in Leipzig, der Stadt meines Kirchenmusikstudiums, 1973 inspiriert. Jeder der vier Spieler hat 10
andere Schlaginstrumente als sein Nachbar zu bedienen, was nicht jedermanns Sache ist.
Deshalb mußte erst Gerd Schenker kommen, der diese Schwierigkeiten nicht scheute und mit drei Kollegen 1983 dem staunenden
Berliner Publikum im TIP (Palast der Republik) dröhnend, aber auch dolcissimo, die unterschiedlichsten Klangkombinationen vorführte.
Schon 1978 hatte ich in Boswil mit diesem Stück einen Preis gewonnen, wodurch ich dorthin eingeladen wurde. Die erste Ausreise
wurde gänzlich verhindert, den Termin ein Jahr später (1980) legte die Stasi fest, um mich vom Seminar fernzuhalten. Schikanöse
“Freuden” wie immer.
Die Niemandsrose und das Unsichtbare (1975)
Allein die Texte: zweimal Hiob, zweimal Korinther-Brief (”Trübsal”) und die drei Dichter lassen erahnen, worum es in diesem Stück
geht. Ich zitiere nur Shakespeare: “O schmölze doch dies alzu feste Fleisch”. Zwischen diesen beiden Grenzen, der blühenden
Niemandsrose und der Ewigkeit des Unsichtbaren, verläuft unser Leben oft im vergeblichen Rufen nach Recht.
Dieses wieder durch die “Nürnberger Orgelwoche” ausgezeichnete Werk, wurde von den “Vokalsolisten Stuttgart” unter Leitung von
Manfred Schreier in der Dürerstadt erstmalig aufgeführt (leider nur die Teile II und III des 6-teiligen Opus). Die Nichtanwesenheit
des “links-als auch rechtsextremen” (Stasi) Komponisten stand im vorhinein fest!
Violinkonzert (1973)
Uraufführung: Musik - Biennale Berlin 1991
1973 wagte ich mich aus freien Stücken an die Komposition eines Violinkonzertes, das für mich durch die Aleatorik der “Polnischen
Schule” und klanglich durch deren Klangfarben-Kategorien beeinflußt wurde. Das einsätzige Werk beginnt mit einem Paeeludium dem
4 Interludien folgen und endet mit einem Postludium. Das zarte Interludium III, umrankt von den aufgefächerten Streichern des
Orchesters bildet den Höhepunkt des Werkes. Für so eine Komposition fand ich in der DDR niemanden, der sich ran wagt. Gott sei
Dank konnte man Irvine Arditti für die Uraufführung gewinnen, der 18 Jahre nach der Entstehung das Stück gekonnt interpretierte.
28. Tage Neuer Musik in Weimar, 28. 10. 2015, 22.00 Uhr
Jugend- und Kulturzentrum Weimar - mon ami (Goetheplatz)
Der Berliner Pianist Frank Gutschmidt stellt Kompositionen von Beat Furrer, Heinz Holliger, Georg Katzer und Christfried Schhmidt
(“Moments musicaux pour piano” VI - X (1976)) gegenüber.
6. Oktober 2015, 20.30 Uhr
BKA - zeitgenössische Programme - Musik des ausgehenden 20. und 21. Jahrhunderts
Christfried Schmidt, S. f. S. Klarinetten-Solo (1996)
Matthias Badczong, Klarinette
Achim Freyer Kunsthaus in Berlin, 25. September 2016, 17.00 Uhr
Christfried Schmidt: MUNCH-MUSIK
Klang, Bilder, Worte
Orchestermusik I nach Graphiken von Edvard Munch
mit begleitenden Erläuterungen von Ellen Hünigen-Schmidt
"New Complexity aus dem Harz"
Komponistenportrait über Christfried Schmidt von Matthias Entreß (Radiosendung von 2010, Deutschlandradio Kultur)
Der 1932 geborene Komponist, der heute in Berlin lebt, seine prägende Zeit aber in Forst/Lausitz und Quedlinburg erlebte,
gilt zurecht als Außenseiter in der Neuen Musik. In der DDR nur toleriert und, spät, halbherzig gefördert, stellt seine Musik eher
einen Reflex auf die Entwicklungen der westdeutschen Musik dar, die Schmidt gleichwohl mit großer Skepsis und innerer Distanz
betrachtete. Seine Musik ist im besten Sinne unabhängig und beharrlich, eruptiv und organisch und läßt Vergleiche zu Free Jazz zu,
die aber nicht intendiert sind. In meiner Sendung stelle ich Christfried Schmidt als Person vor und versuche eine Annäherung an
sein umfangreiches Werk.
Achim Freyer Kunsthaus in Berlin, 12. November 2017, 17.00 Uhr
Durch Nacht zum Licht
Galerie im Kunsthaus der “Achim Freyer Stiftung” (Im Rahmen der Ausstellung : “19/20/17 - Künstler erinnern Revolutionen”)
Ein Abend mit und von Frank Gutschmidt am Klavier
Ludwig van Beethoven: 32 Variationen c-Moll (1806)
Christfried Schmidt: Canto funebre (2015), per piano, Im Gedenken an Georg Elser, Uraufführung
Allain Gaussin: ARCANE (1988), pour piano
Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier c-Moll, op. 111 (1821/22)